Walddorfhäslach-Walddorf

Unerschütterlich steht er seit Jahrhunderten, die Wände fast drei Meter dick, die acht grün glänzenden Wände seines Zeltdachs tief herabgezogen: Walddorfs Kirchturm. Um 1500 hat der schlichte Turm seinen Fachwerkaufsatz bekommen.

Gustav Werner war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige Jahre lang Vikar der Pfarrgemeinde, und hier entstanden seine ersten Einrichtungen: eine Kleinkinderschule, eine »Rettungsanstalt für unversorgte Kinder«, eine Industrieschule, in der Mädchen verschiedene Handarbeitstechniken erlernten.

Um den Kirchturm herum entwickelte sich über die Jahrhunderte ein selbstbewusster, florierender Ort mit Holz- und Weiderechten im nahen Schönbuch. Gegen den Widerstand aus Tübingen erhielt der Flecken Marktrechte. Zum »Trinitatismärkt« strömten Händler und Kunden schon vor dreihundert Jahren.

Walddorfs Infrastruktur bediente die Nachbarn mit. Seine zentralörtliche Rolle hat stattliche Gebäude hinterlassen. Etwa das frühere Notariat, von einem württembergischen Wildmeister als Forsthaus gebaut, oder das »Schloss« aus dem 16. Jahrhundert. Der historische Gasthof zum Ochsen ist unlängst aufwendig erneuert worden. Und auch die mehr als hundert Jahre alte Dampfmolkerei wurde gerettet. Bis zu drei Zentner Butter für den Tübinger Markt wurden hier täglich produziert.

Das in der flachen Talmulde des Mühlbachs gelegene Dorf – 1204 als ‚Waltdorf‘ erwähnt – besitzt mit der Pfarrkirche St. Ägidius ein bedeutendes Denkmal aus frühmittelalterlicher Zeit. Im erhöht liegenden Areal der Kirche kamen 1866, 1870 und zuletzt um 1930 sogenannte Totenbäume zutage, wahrscheinlich Baumsärge mit alamannischen Bestattungen aus dem 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. In späterer Zeit diente der ummauerte Hof der im 11. Jahrhundert erbauten Kirche archäologischen Untersuchungen des Jahres 1986 zufolge wohl auch als Fluchtpunkt bei Gefahr.

Rund 1500 Jahre älter sind die Grabhügel aus frühkeltischer Zeit auf der Nonnenwiese westlich vom Ort am Schönbuchrand, von denen aber nur noch einer gut erkennbar ist. Vom dortigen ‚ Kloster‘, wohl einer Beginen-Frauensammlung, könnten eine rechteckige Flur-Abgrenzung und Spuren eines Gebäudes stammen. Vermutet wird ein römischer Gutshof im Gewann ‚ Auf dem Hof‘, wenig südöstlich vom Ort am Hang zum Mühlbach. In der Ortsmitte (Rathausgasse 6) könnte das auffallend massive Erdgeschoss mit großen Eckquadern des ehemaligen Gasthofs Ochsen (Mediathek/Bürgerbüro) vielleicht den Standort der spätmittelalterlichen Ortsburg anzeigen. Das sogenannte Schloss (Schloßhof) hingegen stammt erst aus dem 16. Jahrhundert.

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf
© Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf
Kreisarchiv Reutlingen B 2801_04142_236.07

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf. Im Vordergrund ist eine Kirche erkennbar.

Luftbildaufnahme der Ortsmitte von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme der Ortsmitte von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme des Schlosses von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf.

Luftbildaufnahme von Walddorfhäslach-Walddorf.