Münsingen-Trailfingen
Aus Trailfingens weit zurückreichender Geschichte – das älteste Dokument mit Nennung des Dorfes stammt aus dem Jahr 770 – haben sich viele Überreste erhalten. An erster Stelle die Andreaskirche, die noch heute inmitten ihrer Wehrmauern steht. Der schlichte Kirchturm beinhaltet Reste einer romanischen Kapelle. An den gotischen Chor aus dem 15. Jahrhundert fügt sich inzwischen ein Kirchenschiff im Jugendstil an.
Heute gehört Trailfingen zur evangelischen Gesamtkirchengemeinde Münsingen. Früher, bis zur Räumung Gruorns, war der Ort ein Filial des Nachbardorfs. Die Zehntscheuer und ein Wohnhaus gegenüber der Kirche gehören zu den wenigen Gebäuden, die noch aus der Zeit vor dem großen Dorfbrand 1642 während des Dreißigjährigen Krieges stammen.
Weniger gut zu fassen sind andere Zeugnisse der Ortsgeschichte. Die Trailfinger Schanz etwa, eine Hügelfestung über dem Ort, in der die keltische Bevölkerung der Hallstattzeit wahrscheinlich Schutz gesucht hat. Oder die Thinggasse, die an eine alte Gerichtsstätte erinnert.
Das frühere Haufendorf Trailfingen ist zuerst entlang der Straßen ins Ermstal und nach Münsingen gewachsen. Erst in jüngerer Zeit kam ein größeres Neubaugebiet im Norden hinzu: Seit auf der nahegelegenen Schießbahn des früheren Truppenübungsplatzes Ruhe herrscht, wurde Trailfingen zum beliebten Wohnort. Zahlreiche Obstbaumwiesen sind trotz der kräftigen Ausdehnung des Ortes erhalten geblieben. Es gibt eine Schäferei und einen Ziegenhof.
Im Ort soll ein bronzezeitliches Grab mit Schwert gefunden worden sein, während Grabhügel aus dieser Zeit im Wald ‚Wadelspitz‘ nachgewiesen sind. Aus der frühkeltischen Hallstattzeit sind Bestattungen aus Grabhügeln im Gewann ‚Hammersbraike‘ bekannt, Keramikscherben deuten einen kleinen Siedlungsplatz am ‚Hofbrunnen‘ an. Schon im Jahr 770 wird der Ort mitsamt der Kirche St. Andreas in einer Schenkung an das Kloster Lorsch als ‚villa Dragolfingen‘ erwähnt. Wahrscheinlich stammen einige im Landesmuseum Württemberg verwahrte, frühmittelalterliche Grabfunde aus Trailfingen. Sie lassen sich aber keiner Fundstelle zuweisen. Die über der Trailfinger Schlucht gelegene Wallanlage ‚Schanze‘ dürfte in vorgeschichtlicher Zeit angelegt worden sein, wurde aber wenigen Funden zufolge wohl im frühen Hochmittelalter ausgebaut und auch noch genutzt – vielleicht im Zusammenhang mit einem wohl alten Verkehrsweg mit eingetieften Radspuren (Geleisen) von Seeburg herauf.
