Münsingen-Rietheim
Die Angabe »oben« oder »unten« spielt hier eine wichtige Rolle: Schon historisch war Rietheim geteilt. Zunächst wuchs der Ort vor allem unten, wo die frühere Hüle lag. Im Unterdorf gab es feuchte Wiesen. Vielleicht geht der Ortsname darauf zurück (Ried = Moor). Rietheims Entwicklungen der jüngeren Zeit haben sich dagegen oben abgespielt, wo sich das Dorf immer weiter in die Höhe schob.
Ein großes Gefälle prägt auch die Rietheimer Markung. Der höchste Punkt liegt bei fast 860 Metern, der niedrigste bei rund 540 Metern. Vom Aussichtspunkt Schwende schweift der Blick weit nach Osten und Süden, zum ehemaligen Truppenübungsplatz und über die Münsinger Alb. Auch Rietheims besondere Lage wird hier augenfällig: An den geschützten Hängen rund um Rietheim sieht man ausgedehnte Streuobstwiesen – wahrscheinlich die größten in ganz Münsingen. Um die Erhaltung dieses Natur- und Kulturerbes hat sich die Albvereins-Ortsgruppe verdient gemacht. Ihre Mosterei in der Ortsmitte ging im Jahr 2003 in Betrieb. Dort beginnt jetzt auch ein Obstbaumlehrpfad, auf dem man viel über die verschiedenen Sorten, die Erziehung von Obstgehölzen oder die Funktion einer Streuobstwiese für den Artenschutz erfahren kann.
In der Ortsmitte errichteten die Rietheimer 1768 auch ihre Kirche, Ersatz für eine Kapelle von 1561 am früheren Friedhof, die in der Folge abgebrochen wurde. Kirchlich gehörte das Dorf damals zu Seeburg, heute bildet es zusammen mit Dottingen eine Kirchengemeinde.
Am südwestlichen Rand des erst 1396 genannten Dorfes wurden an der Straße nach Dottingen mehrfach Gräber aus frühmittelalterlicher Zeit freigelegt. Deshalb darf man spätestens für das 7. Jahrhundert mit einem Gehöft rechnen. Auf der Burg Littstein wurde eine frühkeltische (hallstattzeitliche) Höhensiedlung nachgewiesen, bevor im 13. Jahrhundert die Burg an gleicher Stelle errichtet wurde. Eine römische Münze wurde im Ortsbereich gefunden.
