Münsingen-Böttingen

Der Rathausplatz markiert die heutige und die historische Mitte des schon im Jahr 802 zum ersten Mal genannten Orts. Hier befand sich die Hüle, die neben verschiedenen Quellen das Dorf mit Wasser versorgte. Das kreisförmig um die Dorflinde gebaute Gefallenendenkmal zeigt den ganz in der Nähe abgebauten »Böttinger Marmor« von seiner schönsten Seite: verschiedene Rottöne, dazwischen Weiß und Dunkelbraun. Herzog Carl Eugen erwarb den Steinbruch 1756, um die Treppenaufgänge und den Marmorsaal im Stuttgarter Neuen Schloss prächtig auszuschmücken. Das Gestein – eigentlich Thermalsinterkalk, kein Marmor – ist vor rund 14 Millionen Jahren im Zusammenspiel von Feuer und Wasser am Rand des Böttinger Vulkanschlots entstanden. Heute ist der Steinbruch geschlossen und steht unter besonderem Schutz.

Eine Kapelle St. Petrus wird bereits 1360 erwähnt. 1511 wurde sie durch einen Neubau ersetzt, wenige Jahre nachdem Böttingen selbstständige Pfarrei geworden war. Zuvor hatte das Dorf kirchlich zu Münsingen gehört. Die heutige Petruskirche wurde 1958 gebaut.

Die Einrichtung des Truppenübungsplatzes 1895 bedeutete einen gravierenden Einschnitt für Böttingen: Die Grenze des Militärgebiets rückte bis fast an den Ort heran. Vor allem verlor das Dorf lukrative Holz- und Weiderechte auf dem zusammen mit den Nachbarkommunen genutzten Münsinger Hardt. Seit der Auflösung des Truppenübungsplatzes ist der Sternenbergturm oberhalb Böttingens wieder öffentlich zugänglich.

Ein mittelsteinzeitlicher Lagerplatz ist vom Gewann ‚Hohenäcker‘ östlich des Ortes bekannt. Von der heute überwiegend nach Süden ausgreifenden Markung Böttingens sind zudem zahlreiche Grabhügel belegt, die Bestattungen vorwiegend der der Bronze-, aber auch Hallstattzeit enthielten, zwei Siedlungsplätze der Hallstattzeit sind durch wenige Funde nachgewiesen, sie lagen im Gewann ‚Hühnerbühl‘ und ‚Hohenäcker‘. Der schon 802 ‚Potingas‘ und 885 ‚Potinga‘ genannte Ort mit der Martinskirche und ummauertem Kirchhof am Südrand dürfte schon im 6. oder 7. Jahrhundert entstanden sein. Dafür spricht auch der Ortsname mit der Endung auf -ingen, archäologische Belege für diesen Zeitraum fehlen allerdings bislang.

Historische Luftbildaufnahme von Münsingen-Böttingen
© Historische Luftbildaufnahme von Münsingen-Böttingen
Kreisarchiv Reutlingen B 2801_01552_111.06

Luftbildaufnahme von Münsingen-Böttingen.