Hayingen-Indelhausen
Das malerische Rathaus am Wasser, ein stattlicher Fachwerkbau, stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Womöglich war es ursprünglich eine Mühle – denn die Nutzung der Wasserkraft war der einträglichste Erwerbszweig im frühen Indelhausen, dem Burgflecken der nahen Maisenburg. Die heutige Mühle, einige Meter lauterabwärts, wurde 1937 gebaut. 1960 kam der große Getreidesilo dazu. Die Genossenschaftsmühle hatte 600 eingeschriebene Mitglieder. Geschäftsführer war von 1919 bis 1969 der langjährige CDU-Landtagsabgeordnete und »König vom Lautertal« Tiberius Fundel.
Das Leben in der Tallage war karg, die Höfe waren winzig. Nischenprodukte wie Weinbergschnecken, die die Lautertalbauern in ihren Schneckengärten zogen, hatten große wirtschaftliche Bedeutung. Zu Tausenden wurden die Schnecken im Winterhalbjahr – in ihren fest verschlossenen Häuschen natürlich konserviert – in Fässer gepackt und über Land oder auf der Donau verschickt, bis nach Paris oder Wien. Als Fastenspeise waren die Weinbergschnecken nicht zuletzt in den Klöstern sehr begehrt. So lukrativ war der Handel, dass im frühen 18. Jahrhundert ein Streit über das Schneckensammeln entbrannte. Seit 1726 regelte eine »Indelhauser Verordnung«, zu welchen Zeiten das »Klauben« der eingehausten Tiere erlaubt war.
Heute zieht ein anderes Manufakturprodukt viele Touristen magisch an: das Lautertaleis. Es wird mit frischen Zutaten aus der Region ohne künstliche Zusatzstoffe in Handarbeit hergestellt.
Von überregionaler Bedeutung ist die mächtige Wall-Graben-Anlage ‚Althayingen‘, die schon als mittelalterliche Stadtgründung erwogen worden war – daher der Name. Die älteren Funde, die Topographie und besonders auch die jüngsten Ausgrabungen haben aber klar eine frühkeltische, durch holzverstärkte Trockenmauern gesicherte und knapp 7,5 ha große Siedlung auf einem Bergrücken über dem Lautertal erwiesen. Die flacheren Hänge gegen die Talseite zur Lauter hin wie auch gegen den Bergrücken werden durch weitere, gestaffelte Wälle und Gräben gesichert. Die mächtige Befestigungsanlage ähnelt in der Anlage der großen Heuneburg bei Zwiefalten-Upflamör. Sie wird in Verbindung mit dem frühkeltischen Machtzentrum Heuneburg bei Hundersingen an der Donau gebracht. Für die mittlere Kuppenalb um das Lautertal dürfte sie im 6. Jahrhundert v. Chr. die zentrale Siedlung gewesen sein. Interessanterweise sind dazugehörige und vorauszusetzende Gräber aus der Umgebung bislang nicht bekannt geworden. Frühalamannische Funde aus der Gerberhöhle ebenfalls bei Althayingen bezeugen ein wahrscheinlich eher sporadisches Aufsuchen derselben im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. Der um 1100 erstmals als Undilhausen erwähnte Ort entstand wohl noch im 7. Jahrhundert.
