Bad Urach-Wittlingen

Zehntplatz heißt der Mittelpunkt Wittlingens. Er liegt ungefähr im Zentrum der Geländemulde, in der das Dorf – heute Bad Urachs größter Stadtteil – vermutlich im 7. Jahrhundert entstanden ist. Diese »Nestlage« brachte Vorteile, zum Beispiel in klimatischer Hinsicht, weshalb sich der Obstbau hier leichter tat als in vielen anderen Orten auf der Schwäbischen Alb. In der Wittlinger Mulde gab es außerdem genügend Wasser. Auf dem Schlot eines früheren Vulkans ließen sich auskömmliche Brunnen anlegen. Schon in römischer Zeit war die Gegend besiedelt.

Vom Zehntplatz mit dem Rathaus gehen in alle Richtungen kleine Straßen ab. Etwa der Rulamanweg, benannt nach dem Steinzeit-Helden in David Friedrich Weinlands gleichnamigem Jugendbuch, das nicht nur im Wittlinger Hofgut geschrieben worden ist, sondern in den benachbarten Höhlen auch spielt. Oder die Johannes-Brenz-Straße, die an den württembergischen Reformator erinnert, der 1548 auf dem nahen Hohenwittlingen Schutz gesucht hatte.

Die Grundschule in Wittlingen ist eine Biosphärenschule im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Sie hat einen Zertifizierungsprozess erfolgreich durch laufen, arbeitet eng mit dem Biosphärengebiet zusammen und realisiert Projekte mit außerschulischen Akteuren. So werden die Schüler motiviert, sich für Natur und Umwelt einzusetzen.

Die Balkonlage und die Nähe zu Urach haben das Dorf in den vergangenen Jahrzehnten kräftig wachsen lassen. In drei Richtungen entstanden Neubaugebiete, wie die Flügel eines Windrads. Im Mittelpunkt sitzt immer noch: der Zehntplatz.

Historische Luftbildaufnahme von Bad Urach-Wittlingen
© Historische Luftbildaufnahme von Bad Urach-Wittlingen
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